Zukunft kann gelingen

Mittwochskolumne von Paul Oppenheim


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Normalerweise verspreche ich mir nicht allzu viel Gutes von der Zukunft. Tatsächlich scheint vielfach das Gute hinter uns zu liegen. Umso wichtiger ist es, danach Ausschau zu halten, was sich zum Besseren wandelt.

Normalerweise verspreche ich mir nicht allzu viel Gutes von der Zukunft. Das mag am Altern liegen, wie es schon Peggy March in ihrem Schlager so triftig besang:„Mit 17 hat man noch Träume … Doch mit den Jahren wird man erfahren, dass mancher der Träume zerrann“. In unseren Tagen ist es aber auch eine Besonderheit sehr junger Menschen, dass sie die Zukunft schwarzsehen und sich sogar als die „letzte Generation“ vor dem Untergang bezeichnen. Tatsächlich scheint vielfach das Gute hinter uns zu liegen: der Friede, der Wohlstand, das gemäßigte Klima, die Biodiversität. Umso wichtiger ist es, danach Ausschau zu halten, was sich zum Besseren wandelt.

Ganz banal war es für mich die Erfahrung, ohne Fahrschein, Flugschein und Bordkarte von Deutschland in ein anderes europäisches Land fliegen zu können. Millionen Reisende haben es vor uns erfahren, aber für meine Frau und mich war es das erste Mal, dass wir uns der neuen Technologie anvertraut haben und spüren konnten, wie sich eine papierlose digitale Zukunft anfühlt.

Am Mittelmeer angekommen verbrachten wir Zeit in jener Stadt, in der vor 6 Jahren ein Attentäter am Steuer eines LKWs ein Blutbad anrichtete, das 86 Menschen tötete und 460 verletzte. Als gelte es aus dem Todesschatten jener Nacht wieder ans Licht zu gelangen, wird Straßenzug um Straßenzug buchstäblich in den Dienst des Lebens gestellt. Da wo vorher nur Motorräder und Autos fuhren und parkten, wo pausenlos laute Busse mit ihren Dieselabgasen unterwegs waren, da ist nur noch eine schmale Fahrbahn für PKW übrig geblieben, gesäumt von einem breiten Radweg für beide Fahrrichtungen, großzügigen Fußwegen und grünen Inseln, die mit Sträuchern und hohen Bäumen bewachsen sind. Die Busse sind weitgehend durch eine U-Bahn und kostenlose elektrische Kleinbusse ersetzt worden. Viele der Taxis fahren jetzt mit Elektromotoren. Der Anblick der parkähnlichen Straßen und  Plätze ist menschenfreundlich geworden. Es ist still geworden. Der Schatten der Bäume hilft gegen den viel zu heißen Sommer. Man fühlt sich wohl. So kann ich sie mir vorstellen die lebenswerte Stadt der Zukunft.

Und zurück in Deutschland beschließen Bund und Länder gerade, dass es ein bundesweit gültiges Deutschlandticket geben soll, eine ÖPNV-Flatrate für 49 Euro. Ob ich das Ticket brauchen werde, weiß ich noch nicht, aber ich ahne, dass da ein Stück Zukunft gelingt und will hoffen, dass es dabei nicht bleibt.


Paul Oppenheim