Neues ausprobieren

EKHN: Pröpstin Crüwell eingeführt


Pröpstin Henriette Crüwell © Rolf Oeser

Henriette Crüwell ist als Pröpstin für die Propstei Rheinhessen und Nassauer Land eingeführt worden. Sie tritt die Nachfolge von Klaus-Volker Schütz an. Und eines ist Cruwell in diesen krisenhaften Zeiten ganz besonders wichtig.

Henriette Crüwell ist in der Oppenheimer Katharinenkirche als neue evangelische Pröpstin für die Region Rheinhessen und Nassauer Land eingeführt worden. Die 51 Jahre alte Theologin ist nun mit Dienstsitz in Mainz für rund 250.000 Evangelische in fast 200 Gemeinden der Region zuständig. Sie folgt Klaus-Volker Schütz (65), der 22 Jahre lang an der Spitze der Propstei stand. Im vergangenen November hatte die Synode der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau (EKHN) - das evangelische Kirchenparlament - Crüwell zur Pröpstin gewählt.  Ihre Funktion ist mit der einer Regionalbischöfin vergleichbar.

Im Einführungsgottesdienst sprach sich Henriette Crüwell für eine Kirche aus, die gerade in Krisenzeiten Hoffnung verbreiten solle. Christinnen und Christen leben nach Worten Crüwells in dem Glauben, „dass jede Zeit Gottes Zeit ist“.  Sie freue sich darauf, mit anderen „nach Gott zu fragen im festen Glauben, dass er uns Zukunft gibt und Hoffnung“. Zudem will sie dafür sorgen, „dass wir die Freude und den Spaß am Glauben nicht verlieren“. Das sei gerade in einer Phase wichtig, in der es herauszufinden gelte, „wohin Gott uns als Kirche haben will, wie es geht, Neues auszuprobieren“.  Verantwortliche in Gemeinden und evangelische Kirchenmitglieder rief sie auf: „Sucht mit anderen zusammen das Beste für eure Stadt und euren Ort. Und erzählt weiter, wenn eure Augen strahlen und eure Herzen leicht werden, damit Gottes Wort auch unter uns wahr wird: ‚Denn ich weiß wohl, was für Gedanken ich über Euch habe. Gedanken des Friedens und nicht des Leids, dass ich Euch gebe Zukunft und Hoffnung!‘“

Der scheidende Propst Klaus-Volker Schütz sagte mit Blick auf die umfassenden Reformprozesse in Hessen und Nassau, dass es „nur am Rande um Strukturen“ gehe. Im Zentrum müssten vielmehr „Inhalte, Haltungen und geistliche Fokussierung“ stehen. Er sei sich zugleich sicher: „Die Kirche hat stets ihre Wege gefunden, wenn sie sich nicht von Ängsten paralysieren ließ, sondern immer wieder zum Gottvertrauen durchgerungen ist“. Glaube heiße, „sich in allem, was zu tun ist, mutig auf das unergründliche und unerschöpfliche Geheimnis des Lebens zu verlassen.“ Kirchliche Arbeit und kirchliche Strukturen hätten daraus zu schöpfen, so Schütz.

Hessen-Nassaus Stellvertretende Kirchenpräsidentin Ulrike Scherf sieht die neue Pröpstin Henriette Crüwell für ihr Amt wegen ihrer vielfachen Erfahrungen gut vorbereitet, sagte sie bei der Einführung. Zugleich werde Crüwell nicht alleine auf sich gestellt bleiben, sondern „eingebunden sein in die große Gemeinschaft der Christinnen und Christen hier und weltweit“. Den scheidenden Propst Klaus-Volker Schütz bezeichnete sie als besonnenen Theologen, der „in allem Wandel sein Amt immer als geistliches Leitungsamt verstanden hat“. Dabei habe er Wert auf eine „gute Balance zwischen Leitungsverantwortung und Seelsorge gelegt“. Scherf hob zudem sein weltweites ökumenisches Engagement etwa für die Partnerschaft mit der evangelischen Kirche auf der Insel Sulawesi in Indonesien hervor. Scherf: „Kirche und Glaube hatten für ihn immer eine weite ökumenische Perspektive.“

Nach Worten der Präses der hessen-nassauischen Kirchensynode, Birgit Pfeiffer, gehe mit Propst Volker Schütz ein Theologe in den Ruhestand, „dem Seelsorge und geistliche Begleitung von Pfarrerinnen und Pfarrern ein besonderes Anliegen waren“. Er habe zudem die Dekanate auf dem Weg zu Fusionen und zur Neuordnung der Propstei intensiv begleitet. Pröpstin Henriette Crüwell bringe „vielfältige, auch ökumenische Kompetenzen und die Liebe zur Region und zur Lebensart der Menschen in ihrer Propstei mit.“ Sei bereits sichtbar, dass sie „mit Hoffnung und Gottvertrauen die für die evangelische Kirche notwendigen Veränderungen anpacken“ will.

Die Landrätin des Landkreises Mainz-Bingen, Dorothea Schäfer, sagte in ihrem Grußwort, dass Propst Klaus-Volker Schütz „über die Jahre hinweg stets ein offenes Ohr für die Menschen vor Ort“ gehabt habe. Sie bezeichnete ihn auch als Impulsgeber für die Kirchengemeinden „mit dem Ziel vor Augen, zu einer offenen Kirche beizutragen“. Schäfer gratulierte gleichzeitig Henriette Crüwell zu ihrem neuen, verantwortungsvollen Amt herzlich: „Ich bin überzeugt, dass Sie mit Tatkraft an Ihre neue Aufgabe herangehen und freue mich auf eine vertrauensvolle Zusammenarbeit.“

Henriette Crüwell wurde 1971 in Offenbach geboren. Sie studierte zunächst Rechtswissenschaften und erlangte das 2. Juristische Staatsexamen nach einem Referendariat am Landgericht in Darmstadt. Danach folgte ein Studium der Philosophie und Katholischen Theologie an der Philosophisch-Theologischen Hochschule Sankt Georgen in Frankfurt. Ihr Vikariat absolvierte sie in der Alt-katholischen Pfarrgemeinde Sankt Cyprian in Bonn. Anschließend wechselte sie als Gemeindepfarrerin im Probedienst in die Evangelische Kirche im Rheinland. Ab dem Jahr 2014 arbeitete Crüwell in Hessen-Nassau als Pfarrerin an der jugend-kultur-kirche sankt peter in Frankfurt. Seit 2016 war sie Pfarrerin an der Friedenskirche in Offenbach. Crüwell war zudem Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen (ACK) in Offenbach. In der EKHN engagierte sie sich als Ansprechperson im Sonderübernahmeverfahren und war darüber hinaus als Lehrpfarrerin tätig. Sie war wegen ihrer juristischen Kenntnisse zudem Beisitzerin im Kirchlichen Verfassungs- und Verwaltungsgericht der EKHN.

Der im Oktober 1956 geborene Dr. Klaus-Volker Schütz studierte Evangelische Theologie in seinem Geburtsort Frankfurt am Main und in Mainz. Anschließend arbeitete er am Seminar für Praktische Theologie an der Mainzer Universität mit Gert Otto und Henning Luther und promovierte sich 1986. Danach war er bis 1988 im Vikariat in der Matthäusgemeinde Wiesbaden. 1989 übernahm Schütz die Pfarrstelle in Geisenheim am Rhein. Im April 2000 wurde er als Propst für die Propstei Rheinhessen gewählt und zuletzt 2005 sowie 2011 im Amt bestätigt. Sein besonderes Interesse gilt Fragen am Schnittpunkt von Kirche und Gesellschaft, dem Gespräch zwischen den Weltreligionen und der Vertiefung geistlichen Lebens. Er engagierte sich in der Partnerschaft der Landeskirche mit der evangelischen Kirche in Nord-Sulawesi (Indonesien), bei diakonischen Trägern und in Projekten der Entwicklungszusammenarbeit. Nach 22 Jahren im Dienst als Propst ging er zum 1. September in den Ruhestand. 

Die Propstei Rheinhessen und Nassauer Land umfasst die rheinland-pfälzischen Gebiete der EKHN. Sie erstreckt sich von Mainz, Bingen und Ingelheim über Alzey bis Worms. Hinzu kommen Gebiete im Rhein-Lahn-Kreis rund um Nassau und Teile des Westerwaldkreises. Die künftige Pröpstin ist für rund 250.000 Evangelische in knapp 200 Kirchengemeinden zuständig. Dienstsitz ist die rheinland-pfälzische Landeshauptstadt Mainz. Sie verantwortet von dort aus die evangelische Orientierung der Kirche in der Region. Dazu gehört die Visitation der Gemeinden – ein gegenseitiger Besuchsdienst-, die Ordination und geistliche Begleitung der Pfarrerinnen und Pfarrer. Die Pröpstin, deren Amt in anderen Kirchen mit einer „Regionalbischöfin“ vergleichbar ist, ist auch Vorgesetzte der Dekaninnen und Dekane. Sie ist zudem qua Amt Mitglied in der Kirchenleitung der EKHN. Eine Amtsperiode dauert sechs Jahre; Wiederwahlen sind möglich.


Quelle: EKHN