Karl Barth und das «Augusterlebnis»

05.08.2019

Als Anfang August 1914 der Erste Weltkrieg ausbrach, wurden viele von einer nationalistischen Kriegsbe-geisterung erfasst, die man später «Augusterlebnis» nannte. Barth, damals junger Pfarrer in Safenwil, war entsetzt darüber, dass auch einige seiner akademischen Lehrer öffentlich für die deutsche Seite Partei ergriffen und den Krieg teilweise gar mit religiösen Legitimationen versahen. Selber predigte er am 2. August 1914 über
Mk 13,7 und sagte seiner Gemeinde: «Wieviel dumpfen, leidenschaftlichen Hass sehen wir jetzt auf einmal hervorlodern zwischen den Völkern [...]! [...]
Wie passt das zu der fortgeschrittenen Menschheit von heutzutage?» (Predigten 1914, 398) Er warnte davor, so zu reden, «als wäre der Krieg eine Naturerscheinung wie Sonne und Regen, unvermeidlich und unüberwindbar wie diese». Nein, «der Krieg ist unrecht, der Krieg ist Sünde, der Krieg ist keine Notwendigkeit, sondern er stammt nur aus dem Bösen der menschlichen Natur.» (403) Der Kriegsausbruch zerrüttete das Verhältnis Barths zur Generation seiner theologischen Lehrer – und liess dadurch ein neues, ernstes theologisches Fragen nötig werden.

Michael Pfenninger