Heute ist Ostern

28.04.2019

«Wer Karl Barth hören will, muss straffällig werden und ins Gefängnis gehen.» So hiess es in Basel zwischen 1954 und 1964. In dieser Zeit hielt Karl Barth Gottesdienste nur im dortigen Gefängnis. Zugleich besuchte er auch immer wieder die Gefangenen. Einmal nun wurde gemeinsam an Ostern der Gottesdienst gefeiert. Es fehlte aber einer. Barth kannte ihn gut und wusste, dass er immer wieder mal an Schwermut litt. Barth erkundigte sich, wo er denn sei. Er bekam von den Wärtern zur Antwort: «Der sitzt verbittert in seiner Zelle. Heute will er einfach keinen Gottesdienst.» Antwort von Barth: «Ich muss jetzt erst diesen Mann besuchen.» Der Gottesdienst konnte und musste eben solange warten. Barth ging zu der Zelle eben jenes Mannes. Der stand wohl traurig da. Da legte Barth den Arm um seine Schultern – mit den Worten: «Du Paule, hit isch d’Oschtere, do muesch nit truurig sy, chumm mit!» Und Paule… kam mit.

Bernhard Wintzer