Der Klima-Calvinist

Mit Buße, Folter und Leid gegen die Klimakatastrophe

Yvo de Boer wurde im September 2006 vom ehemaligen UN-Generalsekretär Kofi Annan zum Exekutivsekretär der Klima-Rahmenkonvention der Vereinten Nationen (UNFCCC) in Bonn ernannt. In einem Interview mit ad hoc international outet sich der Niederländer als "Klima-Optimist", der einen "calvinistischen" Klima-Eifer ablehnt. Kategorie: Calvinismus als Negativfolie

"ad hoc: Zum Schluss, bitte noch ein Wort zur Verantwortung eines jeden Einzelnen. Die Umweltbewegung hat mal die Devise herausgegeben: „Denke global, agiere lokal“. Wie würden Sie das auf den Klimaschutz anwenden? Reicht es aus, Fahrrad zu fahren, aber gleichzeitg mit dem Billigflieger über das Wochenende nach London zu fliegen?

De Boer: Ich persönlich bin kein Klima-Calvinist. Ich denke nicht, dass der einzige Weg aus dem Klimaproblem aus Buße, Folter und persönlichem Leid besteht. Ich glaube vielmehr an die Technologie als einen Ausweg. Nichtsdestotrotz bin ich der Meinung, dass es entscheidend ist, die Menschen mit den Konsequenzen ihres Verhaltens auf die Umwelt zu konfrontieren. Wenn man sich dafür entscheidet, Erdbeeren im Dezember zu essen, ist das für mich in Ordnung, so lange der Preis der Erdbeeren die wahren Produktions- und Transportkosten reflektiert. Auch zahlreiche Flugreisen sind in Ordnung, so lange der Preis für das Flugticket auch die Kosten für die Entfernung des durch den Flug entstandenen CO 2 aus der Atmosphäre enthält. Viele andere Klimaschutzmaßnahmen machen auch wirtschaftlich Sinn wie zum Beispiel Energiesparlampen oder Solarenergie.

ad hoc: Sie sind also ein Optimist und glauben, dass wir mit den richtigen Mechanismen und Anreizen den Klimawandel erfolg­reich eindämmen können?

DeBoer: Absolut."


Achim Detmers
 

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