Bischof Damian berichtete über die Situation koptischer Christen in Ägypten

Mehr als 275 Angiffe auf Christen in Ägypten

Detmold. Zu einem Abend der Begegnung mit dem koptischen Bischof Anba Damian hatte die Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen (ACK) eingeladen. Bischof Damian berichtete und diskutierte in der katholischen Kirche Heilig Kreuz am Schubertplatz über die Situation koptischer Christen in Ägypten.

Etwa 80 Gäste wollten Anba Damian, den Bischof der koptisch-orthodoxen Kirche für Deutschland erleben und mehr über die Lage der Kopten in Ägypten erfahren.

Und Bischof Damian ist ein guter Erzähler. Das bewies das charismatische, humorvolle, in seinem Bischofsgewand und mit dem imponierenden Bart recht eindrucksvolle Kirchenoberhaupt in Detmold einmal mehr.

Er lieferte sowohl einen kurzen Aufriss der Geschichte der koptischen Kirche und eine lebhafte Beschreibung der Örtlichkeiten und der Arbeit in Kloster Brenkhausen als auch eine eindringliche Schilderung der aktuellen Situation in Ägypten.

Er beschrieb die Umstände des Bombenanschlags zu Silvester auf eine koptische Kirche in Alexandria mit 24 Toten als Glied in einer Kette von mehr als 275 Angriffen auf Kopten seit 1972.

„Schlimmer als bisher kann es nicht werden“, sagte er. Ägypten sei ein islamischer Staat. Wenn der Täter ein Moslem sei und das Opfer ein Christ, gebe es keine Chance für ein Urteil. „Wir sind keine gleichberechtigten Bürger. Wir gelten als minderwertig. Das bedeutet: Grünes Licht für alle Kriminellen. Die Serie der Gewalt ist ununterbrochen“, betonte er.

Er sprach allerdings auch über die Möglichkeit, dass die Situation nach der Vertreibung Mubaraks besser werde könne. „Kopten und Muslime haben unter Mubarak gelitten. Wir machen uns Hoffnung, dass Christen und Moslems gleichberechtigt behandelt werden. Wenn allerdings die Muslimbrüder an die Macht kommen, dann werden wir wieder als Bürger zweiter und dritter Klasse im Land leben müssen“, befürchtet Damian.

Die Unterstützung bestehender deutscher Einrichtungen in Ägypten durch die Bundesregierung sei in dieser Situation besonders wichtig, denn dadurch gewinne man Freunde. „Ich war sehr glücklich, dass der Außenminister und die Bundesregierung Solidarität mit den Aufständischen gezeigt hat“, sagte er. Zur Diskussion um den Islam in Deutschland hatte er eine klare Meinung: „Muslime gehören zu Deutschland, das ist richtig, aber nicht der Islam. Welchen Glauben andere haben, ist mir völlig egal. Für uns ist wichtig, dass wir miteinander in Frieden leben.“ Es sei entscheidend, die Trennung zwischen Staat und Religion zu erreichen.

Gegen Ende der Veranstaltung trafen noch zwei Verletzte des Silvester-Attentats in Alexandria ein, die in Höxter behandelt werden. Verletzte eines Attentats seien Bekenner, die Vorstufe zum Märtyrer, die eine lange Tradition in der koptischen Kirche hätten, hatte Damian zuvor erläutert.

Die Atmosphäre unter ihnen sei trotz der teilweise schweren Verletzungen humorvoll und fröhlich. Die Veranstaltung endete mit einem Friedensgebet Damians und einem gemeinsamen Lied der Kopten für die Anwesenden.


Birgit Brokmeier, Lippische Landeskirche, Öffentlichkeitsarbeit, 21. März 2011