Auf einem Auge blind

Mittwochskolumne von Paul Oppenheim


© MichaelGaida/Pixabay

Die Botschaft der Klimakonferenz von Glasgow ist eindeutig: Der Ausstoß von Treibhausgasen führt zur Klimakatastrophe und muss gestoppt werden. CO2-Neutralität ist das Gebot der Stunde, aber die Klimabewegung scheint auf einem Auge blind zu sein.

Tempolimit auf Autobahnen, Photovoltaik auf jedes Dach, Verbot von Inlandsflügen, Verzicht auf Fleisch und Schluss mit den Verbrennungsmotoren bis 2030... Viele Forderungen werden laut, Patentrezepte für den Klimaschutz, aber was ist eigentlich mit dem Militär?

Wo höre ich Rufe nach Umrüstung auf  Elektropanzer, nach Verschrottung der Tornados, nach klimaneutraler Kriegsführung? Der militärische Bereich der Bundeswehr wird bei den CO2 Sparplänen ausgeklammert. Zwar werden Kasernen energetisch saniert und in der Verwaltung wird Strom gespart, aber der  Treibstoffverbrauch des Militärs, insbesondere bei Auslandseinsätzen, bleibt natürlich ein Militärgeheimnis.

Die Streitkräfte der USA stoßen mehr Treibhausgase aus als ein Land wie die Schweiz. Die gesamte NATO kommt auf schwindelerregende Werte, über die niemand spricht. Die Schweiz hat übrigens beschlossen, bis 2050 eine ausgeglichene Klimabilanz ihres Militärs zu erreichen. Dazu soll die Entwicklung nachhaltiger Treibstoffe beitragen. Für die neutrale Schweiz ist das ein gangbarer Weg, während in der NATO die „Single Fuel Policy“ gilt. Sie verpflichtet ihre Mitglieder noch sehr lange den einheitlichen Sprit aus fossilen Quellen zu verwenden.  

Eine Dekarbonisierung des Militärs hätte eine gewaltige Erhöhung des Militäretats zur Folge.  Das Geld würde anderswo fehlen, wo es dringend für zivile Infrastrukturmaßnahmen gebraucht wird. Demgegenüber wäre eine massive Demilitarisierung der preiswerteste und sinnvollste Beitrag zur Klimaneutralität, den eine Regierung beschließen könnte. Es wird Zeit, dass die Klimabewegung auch zur Friedensbewegung wird.


Paul Oppenheim